Einen Großteil der Zugfahrt versuche ich zu schlafen. Denn aufgrund des Schlafmangels und des emotionalen Morgens kann ich kaum die Augen offenhalten. Also verpasse ich auch einen großen Teil der Landschaftsveränderung draußen und als ich wieder wirklich wach bin, sind wir umgeben von Bergen. Und was Mama einfach nur erfreut, lässt mich ungläubig zurück. Wie kann das sein, dass hier jetzt plötzlich so viele Berge sind? Wird das meine zukünftige Umgebung? Irgendwann öffnet sich dann ein riesiges sonnendurchflutetes Tal und wir nähern uns unserem Ziel. Glauben kann ich das aber irgendwie nicht.
Und dann stehen wir auf einem Gleis. In einer neuen Stadt, die in mir so viele verschiedene Gefühle hervorruft. Schwer beladen laufen wir aus dem Bahnhofsgebäude raus in die Sonne – das Wetter ist wirklich kein Vergleich zu dem in München, bei dem wir umgestiegen sind. Und nach einer schweigsamen Taxifahrt kommen wir an der Unterkunft für die erste Nacht an. Zum ersten Mal sage ich auf Italienisch, warum ich hier bin und wie lange. Aber realisiert habe ich all das noch nicht.
Nach kurzen Erklärungen stehen wir mit dem Stadtplan in der Hand auf der Straße und laufen einfach los. Begleitet von der Sonne, dem Bergpanorama und dem Fakt, dass hier ja wirklich alle Italienisch reden und auch alle Nummernschilder und Anzeigetafeln italienisch sind – irgendwie unlogisch.
Wir fangen an, uns ganz langsam die Stadt zu erschließen, entdecken kleine Gassen und Geschäfte, essen leckere Granita (eine Art Slusheis, nur tausendmal leckerer) und Pizza – und stellen irgendwann fest, dass wir schon einige Male im Kreis gelaufen sind. Aber die Stadt verzeiht es einem mit kleinen Hinterhöfen und malerischen Trinkwasserbrunnen.
Müde landen wir irgendwann mit Pizza und Wein auf dem kleinen Balkon des Hostels, begleitet von Hundegebell der umliegenden Häuser und der Dämmerung. Und dann facetimen wir das erste Mal mit den anderen beiden, dass das jetzt für die nächsten Monate mein Kommunikationsmittel bleiben wird, realisiere ich da noch nicht.
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