Wir kriegen den Zug und ich lasse die Landschaft an mir vorbeiziehen. Die Sache mit den Tickets, die man vor dem Einsteigen und nach dem Aussteigen an Automaten am Gleis halten muss, ist noch sehr ungewohnt, aber zum Glück sind wir ja zu zweit.
Der Betreuer nimmt uns am Bahnhof in Empfang und er ist mir sofort sympathisch. Während wir auf dem Bus warten, erzählt er uns von dem Zentrum, in dem wir heute arbeiten werden; von den Kindern und deren Verhalten. Von Fällen, in denen er die Eltern anrufen musste, aber nein, nein, er will uns keine Angst machen. Der Bus fährt einen viel größeren Umweg, als er wohl sollte, aber irgendwann kommen wir dann in Marco, einem Teil von Rovereto (einer Nachbarstadt von Trento), an. Dort lernen wir auch den anderen Betreuer und die Kinder kennen – eine Gruppe 11-14-jähriger, die aus ca. 12 Jungs und einem Mädchen besteht.
Wir sollen ein bisschen weibliches Gleichgewicht reinbringen, wird gesagt.
Also spielen wir mit dem einzigen Mädchen der Gruppe, die auch noch die Neue ist. Doch Reaktionsspiele, bei denen man Symbole wie „Schneemann“ oder „Spinnennetz“ auf Italienisch rufen soll, sind gar nicht so leicht. Deshalb spielen wir als nächstes „Briscola“ das mich ein bisschen an Skat erinnert und das hier wohl DAS Spiel ist, normalerweise bringen es aber die Großeltern den Kindern bei. Doch wir lernen es in einer Mischung aus Englisch und Italienisch und auch mit den typischen Karten der Region, da gibt es nämlich wohl auch Regionsunterschiede, wie uns erklärt wird.
Auf dem Fußballplatz – die Kinder sollen sich am Ende des Tages nochmal austoben – unterhalte ich mich dann länger mit einem der Betreuer. Es sind belanglose Themen – die Fußballbegeisterung der Italiener*innen und die italienische Unzuverlässigkeit – aber es fühlt sich einfach gut an, sich unterhalten zu können. Und das auch noch mit so einem Bergpanorama.

Nachdem alle Kinder nach Hause gegangen sind, werden wir von einem der Betreuer noch zum Bahnhof gefahren und ich versuche den Gesprächen vorne im Auto zu folgen, was mir aber auch zusehends schwerer fällt – die Lautstärke war krass und ich bin wirklich müde. Trotzdem freue ich mich auf Samstag, wo wir wieder hier und mit den beiden arbeiten werden.
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