Schon der Morgen ist komisch, der Abschied steht schwer im Raum. Wir trinken einen Kaffee in der Bar und kaufen die ersten Dinge ein – im Aldi, in dem der Großteil der Dinge auch auf Deutsch beschriftet ist. Dann holen wir Mamas Zeug aus der Wohnung und mir wird bewusst, dass sie die Wohnung nun erstmal wirklich verlassen wird.
Wir laufen nochmal durch die Stadt, kaufen mir eine kleine Nachttischlampe und trinken dann noch einen Aperitivo. Anders haben wir das Gefühl, das alles nicht auszuhalten.
Und dann sitzen wir auf dem Bahnhofsvorplatz und dann auf dem Gleis. Die Zeiger der Uhr bewegen sich immer weiter und ich werde immer emotionaler, fühlt es sich doch so unfassbar an, gleich alleine in dieser fremden Stadt zu sein.
Dann kommt der zweite Abschied, der zweite krasse Moment. Und irgendwann fährt der Zug dann los und ich kann nur noch ein letztes Mal winken, bevor ich Mama nicht mehr sehe – und sie wirklich fährt. Und ich stehe hier alleine – ehrlichgesagt ein Scheißgefühl.
Doch sehr schnell übernimmt dann erstmal die Rationalität. Ich muss noch eine Glühbirne kaufen, bringe alles nach Hause, um dann festzustellen, dass es die falsche war. Also bin ich erstmal beschäftigt, sie zurückzubringen und umzutauschen – was ich tatsächlich auf Italienisch hinkriege, ein kleiner Erfolg.
Und da meine Tutorin dankenswerter Weise mitgedacht hat, dass es blöd wäre, jetzt den ganzen Abend alleine in der neuen Wohnung zu sitzen, holt sie mich am späten Nachmittag ab. Mit dem Auto zeigt sie mir ein bisschen die Umgebung und wir besprechen das WLAN-Problem. Sie ist super verständnisvoll, auch als ich erzähle, wie der Abschied war, und ich fühle mich tatsächlich wohl.
Schließlich landen wir in Povo, einem der äußeren Stadtteile von Trento, wo ich das erste Jugendzentrum, in dem wir auch arbeiten werden, kennenlerne. Die Mitarbeiterin dort und auch die Jugendlichen sind alle super nett und obwohl ich kaum am Gespräch teilnehme, kann ich allem, was gesagt wird folgen, was mir trotzdem ein Gefühl von Zugehörigkeit gibt. Wir essen alle zusammen und abends bringt mich meine Tutorin dann wieder nach Hause, wo ich nach ein paar Telefonaten auch tatsächlich überraschend schnell einschlafe.
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