Schon die Arbeitswegplanung ist so anders: vom zuhause Losgehen bis Arbeitsbeginn muss ich keine halbe Stunde einplanen – Luxus. So mache ich mich auf den Weg nach Povo, einen eher schickeren Stadtteil von Trento, in dem ich ja an meinem ersten Abend schon war. Der Bus hat immer Verspätung, das stört aber nicht besonders, da die Arbeit eh eine halbe Stunde vor Ankunft der Kinder beginnt. Also packen wir die Merenda (Kekse und Saft) ein und machen uns dann auf den Weg, die Kinder abzuholen. „Wir“ sind hier meine Tutorin und noch drei andere Betreuer*innen (einer am Dienstag und zwei am Donnerstag), wir sind immer zu dritt mit 23 Kindern. Und schon nach den ersten 5 Minuten weiß ich, was meine Tutorin meinte mit „laut und chaotisch“. Die Kinder – alle zwischen 6 und 9 – rufen alle durcheinander und sind nur mühsam als Gruppe zusammenzuhalten. Deshalb teilen wir sie auch in zwei Gruppen: die „piccolini“ (Kleinsten) und die etwas Größeren. Wir spielen Seilspiele in der Gruppe oder Schatzsuche im Zentrum und zur Merenda treffen wir uns dann alle in einem kleinen Park.

Wieder fällt mir die Esskultur auf, es wird eben wirklich zusammen gegessen und das auch genossen. Doch so schön dieser Moment der Einigkeit auch ist, so schnell ist er auch wieder vorbei. Denn die Kinder wollen Kastanien sammeln und Tüten dafür basteln, oder Volleyball und Fange spielen. Und so bin ich immer beschäftigt und die zwei Stunden sind wirklich schnell vergangen. Doch das liegt auch an der Art, wie die Kinder auf mich zugehen. Es ist wohl auch eine Frage des Alters, doch sie gehen so offen und neugierig mit mir um, dass ich mich als Teil der Gruppe fühle. Und eben auch als Autoritätsperson, als es gar nicht hinterfragt wird und ich schon nach kurzer Zeit als „maestra“ angesprochen werde. Denn in dieser Position muss ich auch mit den Kindern interagieren und aufpassen, so viel gesprochen habe ich in den anderen Stellen noch nicht, denn es ist mehr Verantwortung. Mehr Dinge, die passieren können und mehr Kinder, auf die man gleichzeitig ein Auge haben muss, aber eben auch mehr Vertrauen, dass sie einem entgegenbringen, was schön ist zu merken.
Nachdem alle Kinder abgeholt und wir reichlich von Mücken zerstochen sind, wird nur noch kurz abgewaschen und dann nimmt mich netterweise eine Kollegin mit in die Stadt runter (Povo liegt leicht erhöht). Und ich laufe zurück nach Hause, zwar erschöpft aber auch ein bisschen angesteckt vom Gelächter, der Freude und Energie der Kinder.
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