Vorbereitungspraktikum

Schon nach einer halben Stunde war ich komplett fasziniert. Und ganz ehrlich – das hatte ich nicht erwartet. In mein Vorbereitungspraktikum für Italien bin ich mit gemischten Gefühlen gegangen, ich hatte keine rechten Vorstellungen, wie die Zeit „aussehen“, und womit sie gefüllt sein würde. Aber ich freute mich auf den Arbeitsplatz, denn es war wirklich ein schönes Gefühl jetzt nach dem Abi nochmal zu dem Campus zurückzugehen, bei dem alles angefangen hatte – wo ich im Kindergarten war. So kannte ich einige der Pädagog*innen schon, weil sie damals schon in der Kita gearbeitet hatten und auch die Mehrsprachigkeit, die im Schulalltag praktiziert wird, war mir aus dem Kindergarten schon vertraut. Aber wie gesagt, eine konkrete Vorstellung hatte ich zu Beginn des Praktikums nicht und ich war mir auch nicht sicher, wie ich mit Kindern im Grundschulalter würde umgehen können.


Doch sie hatten mich so schnell. Als wir kurz nach meiner Ankunft am ersten Tag im Gesprächskreis saßen und die Kinder alle von ihren Ferien erzählten, dabei kleine Rätsel für die anderen einbauten und sich gegenseitig erzählten, was sie schon über den Vulkan, bei dem das eine Mädchen war, oder das Land, in dem ein anderer Junge war, wussten, war ich beeindruckt. Beeindruckt von so unglaublich viel Wissbegierde, von der Neugier, die die Kinder an den Tag legten und der Fähigkeit, jede neue Information aufzusaugen. Tatsächlich waren einige der Kinder nach dem ersten Tag traurig, noch nichts Neues gelernt zu haben, und das machte mich beinahe sprachlos. Ich merkte, wie krass „schuldruckgewöhnt“ ich aus der Schule gegangen war und dass ich die Neugierde und den Lernwillen, den Kinder in dem Alter noch haben, fast vergessen hatte. Doch er würde mich während der ganzen zwei Wochen des Praktikums begleiten. Klar gab es auch Themen oder Fächer, die nicht ganz so gut ankamen („Boah, Schreibschrift ist sooo anstrengend.“ ; )) aber die Kinder waren meistens voll bei der Sache. Und ich hatte Glück, denn ich bekam sie in der Schule und im Hort mit, ich war meistens von 10-15 Uhr da und dadurch vormittags im Unterricht, mittags beim Essen und nachmittags im Hort dabei.


Ich habe einen relativ umfassenden Einblick in den Alltag der Hortpädagog*innen bekommen, durfte bei einer Dienstberatung dabei sein, mir ein eigenes Hortspiel überlegen und war sonst immer bei „meiner“ Klasse. Und das war unglaublich zu sehen, wie schnell die Kinder Vertrauen fassten. Bereits am dritten Tag saßen die ersten auf meinem Schoß und wollten Katze spielen, und schnell wurde ich auch in einige andere Spiele mit eingebunden. Es war spannend zu sehen, dass der Spagat zwischen Spielkameradin und Autoritätsperson mit der Zeit immer besser geklappt hat, auch wenn manche sich in ihrer Trödeligkeit natürlich von mir bis zum Ende nichts haben sagen lassen ; ) Doch auch das war ok, denn es sind ja Kinder einer zweiten Klasse.


An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass ich von der Klassenlehrerin und dem Hortpädagogen wahnsinnig viel lernen konnte. Beide sind unglaublich tolle Menschen, beide – wie ich finde – absolut richtig an dieser Stelle, denn ihr Umgang mit den Kindern ist großartig. Mit unfassbar viel Geduld, Ruhe und Positivität wird da an jede Situation rangegangen, und ich fand es unglaublich toll zu sehen, was für ein Vertrauen die Kinder zu den beiden hatten, dass sie immer wussten, sie können sich anvertrauen und natürlich auch Späße machen; sie wissen aber auch immer, dass es eben Personen sind, auf die gehört werden muss. Von den beiden konnte ich sowohl im Umgang mit den Kindern als auch im Umgang mit Kolleg*innen und mir – der von Anfang an sehr herzlich und auf Augenhöhe war – auch für Italien einiges mitnehmen.


Die große „Aufregung“ in der Zeit war der Klassenzuwachs: an meinem zweiten Tag ist ein neuer Schüler in die Klasse gekommen, ein Kind aus der Ukraine. Und ich muss wirklich sagen, der Umgang der Kinder mit ihm hat mich unglaublich berührt. Das fing schon an, nachdem die Lehrerin erzählte, dass er eben morgen kommt, ihn kurz vorgestellt hat und auch sagte, dass er kein Deutsch spricht und die Kommunikation daher am Anfang anders wird erfolgen müssen. Doch das hat die Kinder nicht im Geringsten eingeschüchtert. Die erste Frage zu ihm war, ob er denn gerne Fußball spiele, und danach überlegten die Kinder eifrig, wie sie ihn am nächsten Tag am besten würden willkommen heißen können. Und so zog sich das auch durch die nächsten zwei Wochen. Klar, ist der Anfangstrubel irgendwann abgeebbt, aber der fürsorgliche Umgang und die Hilfsbereitschaft blieben. Und tatsächlich war diese Situation für mich in Hinsicht auf Italien wohl das größte „learning“, die Tatsache, dass ich auch zu einem Kind, das nicht die gleiche Sprache spricht wie ich, eine Bindung aufbauen, ihm helfen und es begleiten kann.


In der zweiten Woche, als dann alle schon wieder ein bisschen mehr im Alltag angekommen waren, wurden zwar auch die Streitereien mehr, aber auch da konnte ich viel vom Hortpädagogen lernen und beobachten, wie er Streits schlichtet und den Kindern klar macht, warum bestimmtes Verhalten nicht ok ist.


Und neben all diesen Lernfeldern habe ich natürlich auch – dem Klischee entsprechend – Zeit mit Hasche spielen, Würfelspiele ausprobieren und Papierboote falten verbracht, die Zeit, die ich im Hort auch wirklich schön fand und die ja auch ein gewisses Vertrauen der Kinder zu mir voraussetzt, was schön war zu merken.


Alles in allem hat mir die Zeit sehr gut gefallen. Ich habe mich im Team sehr wohlgefühlt – auch hier bin ich vorbereitend auf Italien dankbar für die Erfahrung, mich schonmal so schnell mit einem neuen Umfeld vertraut gemacht zu haben – und die Kinder sind mir alle wahnsinnig ans Herz gewachsen. Ich habe sehr viel über den Alltag und die Abläufe im Hort gelernt, was mir – auch wenn das da wohl anders ist – bestimmt auch für Italien helfen wird, und auch wenn ich festgestellt habe, dass ich mir vielleicht nicht vorstellen kann, mein Leben lang Hortnerin zu sein, war es toll zu merken, dass ich mit Kindern in dem Alter umgehen kann und dass ich mich auch an die extreme Lautstärke – vor der es mir am Anfang gegraut hat – gewöhnen kann : )
Ich bin dankbar für die ganzen Erfahrungen im Rahmen des Praktikums – und jetzt nur noch gespannter, all das mit der Situation in Italien vergleichen zu können.

 

 

 

 

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