Die Zeit für unser Abschiedstreffen ist gekommen. Und so emotional ich da auch rangehe, werde ich relativ schnell daran erinnert, dass für alle anderen das Leben ja weitergeht. Es liegt tatsächlich wenig Fokus auf uns, was aber auch in Ordnung ist. Wir bedanken uns bei unserer Tutorin für alles und ich nutze den Abend zumindest, um mich von den Kolleginnen zu verabschieden, die mir so viel bedeutet haben im letzten Jahr. Denn es ist schon verrückt, dass ich die jetzt erstmal für lange Zeit nicht mehr sehen werde.
Gleichzeitig ist die Woche aber auch ein Neuanfang, denn ich arbeite zum ersten Mal mit den ganz Kleinen, also Kindern von 3 bis 6 Jahren. Ich bin mit großem Respekt da rangegangen, bin ich jetzt doch im Bus für die Kleinen und Großen gleichzeitig verantwortlich. Und der Montag beginnt auch damit, dass einer der Kleinen die ganze Busfahrt über weint, wohl, weil die Großen ihm zu laut sind. Doch daraus und aus der ganzen Woche lerne ich unglaublich viel. Schon nach den ersten Tagen habe ich das Gefühl, mich so weiterentwickelt zu haben in puncto klare Kommunikation. Denn mit den Kleinen ist alles ein bisschen langsamer und braucht ein bisschen mehr Anweisungen. In dem Zuge merke ich auch, dass die Regeln, die ich aufstelle und den Kleinen über durchsetzen will, logisch und sinnvoll sein müssen, denn nur so halten sie auch dem fünften „Warum?“ in Folge statt. Dadurch gibt mir die Woche unglaublich viel. Das Tempo ist ein ganz anderes, beim gemeinsamen Wandern muss ich die Kinder häufig auffordern, die Pflanze Pflanze sein zu lassen und weiterzugehen, doch ich habe das Gefühl, dass das auch meinen Blick sehr für Details öffnet. Und dafür, dass die Geschwindigkeit, die wir vorgeben und die uns so normal vorkommt, eben oft die der Erwachsenen ist und es auch schön ist, zu sehen, wie wenig die Kinder danach und in ihrer eigenen Welt leben. Auch meine Geduld wird dadurch ordentlich auf die Probe gestellt, aber auch das verändert sich sehr schnell und ich versuche mich, so gut es geht, an die Kinder anzupassen.
Ein anderer neuer Punkt mit den Kleinen ist der vermehrte Körperkontakt, zu den meisten Kindern ist die Bindung eben nicht mehr nur emotional. Auch damit kann ich viel besser umgehen, als ich dachte, es fällt mir aber schwer, da die Balance zu finden, zwischen dem Nähe zulassen und Ermutigen der Kinder, mit den anderen zu spielen.
Aber oft machen sie das dann auch, denn die Woche verbringen wir in der gleiche Struktur (ein Haus der Pfadfinder in den Bergen mit viel Wald und Wiese außenherum) wie die Großen. So haben die Kids zum Einen mehr andere Kinder zum Spielen und zum anderen sind wir dann insgesamt ein größeres Betreuer*innenteam, was die Tage vergleichsweise entspannt macht.
Nach der Woche bin ich dann zwar gut fertig, aber finde es auch echt schade, nur noch eine Woche mit den Kleinen, und überhaupt nur noch eine Arbeitswoche vor mir zu haben.
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