Zu Wochenbeginn wieder alles Obst und Gemüse auf dem Markt kaufen, es ist so ein Klischee aber macht so Spaß und ist so lecker.
Im Dunkeln aufstehen kreiert bei mir sofort ein Wintergefühl, das aber sofort wieder verschwindet, als wir um halb acht aus dem Haus zur Arbeit gehen und uns in unseren dicken Jacken bei den 16 Grad viel zu warm ist.
Wir sind viel zu früh zum Treffen mit unserer Tutorin und setzen uns noch auf die Treppe vor der Werkstatt. Als eine ältere Dame kommt, wollen wir schon aufstehen, doch sie bittet uns sitzen zu bleiben, weil wir ja lieb aussehen und nicht wie die anderen Jugendlichen „hier Drogen nehmen wollen“. Und was ein bisschen seltsam anfängt, entwickelt sich zu einem superlieben Gespräch, in dem sie sich ehrlich erkundigt, was wir hier machen und wie es uns in Trento gefällt. Und dann scheint sie sich auch aufrichtig zu freuen, als wir erzählen, dass wir regelmäßig hier arbeiten und sie – die in einem der angrenzenden Häuser wohnt – daher vielleicht noch häufiger treffen werden. Ich bin wieder mal beeindruckt – von so viel Interesse und Spontanität.
Und immer wieder passiert mir das: ich biege in eine Straße ein und sehe dann darüber die Berge thronen. Und ehrlich gesagt bin ich immer noch geflasht, kann es immer noch nicht glauben und muss mich immer wieder daran erinnern, dass sie da sind und dableiben.
Wir kommen jetzt beide von unterschiedlichen Arbeitstagen und dementsprechend viel gibt es auch zu erzählen. Und so landen wir nach dem Abendbrot noch im Hof, wo wir uns die Geschichten von den Kindern heute erzählen und die Abendluft genießen.
Bei Gesprächen mit einer Freundin wird uns mal wieder bewusst, in was für einer tollen Situation wir hier eigentlich sind. Was für ein Glück und was für eine Chance dieses Jahr auf so vielen Ebenen ist.
Es sind die kleinen Sachen, wie die Tatsache, dass meine Postkarten, die ich auch zuhause hängen hatte, jetzt endlich hier über meinem Bett hängen, die diese Wohnung und dieses Zimmer jetzt immer mehr zu einem, zu meinem, Zuhause machen.
Und während ich das gelbe Papier falte und dem Mädchen dann helfe, etwas vom Klebeband abzumachen, bin ich einfach happy. Darüber, dass ich so ohne Probleme mit dem Kind kommunizieren kann, dass ich ihr gerade zeige, wie man kleine Tüten bastelt und über ihre enorme Konzentration, das Tüte um Tüte zu machen.
Und zwei Tage später geht mein Herz dann richtig auf, als sie mich fragt, ob ich bei der Gruppenteilung denn bei ihrer Gruppe dabei bin und sie mich dann, nachdem ich bejaht habe, anstrahlt und sagt, dass sie das toll findet, weil sie mich so mag.
Nach der Arbeit fährt der Bus anders als gedacht, weshalb ich noch ein Stück laufen muss. Aber mit Musik auf den Ohren genieße ich das wirklich und sauge die laue Abendluft, das Farbenspiel am Himmel und die Atmosphäre der vielen Menschen, die jetzt Feierabend haben, auf.
Ich stelle fest, dass die Stimmung in der Bibliothek am frühen Vormittag meine allerliebste ist. Es ist noch nicht voll, alle sind noch ruhig und konzentriert und wenn man dann gegen 11 wieder geht, ist schon was geschafft.
Ich drücke auf „Senden“ und dann auf „Posten“ und lehne mich zurück. Ich schaue ungläubig Clara an, die mich ermunternd anlächelt. Jetzt ist der Blog und damit meine Gedanken wirklich online – verrückt.
Und während der kurze Arbeitsweg, den ich nach Povo jetzt immer habe, wirklich toll ist, freue ich mich am Freitag auch wieder auf die längere Zugfahrt nach Mezzolombardo, vertiefe mich in meiner Musik und meinem Buch und werfe ab und zu einen Blick auf die Berge, die draußen vorbeifliegen.
Die Rufe vermischen sich mit dem Geräusch von 12 Paar Füßen, die auf dem Kunstrasen von einer Seite des Felds zur anderen rennen. Und während man über Fußball ja sagen kann, was man will, ist es einfach mal wieder faszinierend zu sehen, wie es die Kinder zusammenbringt und mit was für einem Eifer sie dabei sind.
Am Freitag wird uns mal wieder die Langsamkeit der italienischen Bürokratie bewusst, als unsere Tutorin uns erklärt, dass das WLAN wohl noch ein bisschen dauert, weil es noch durch gefühlt alle Administrationsebenen der Organisation muss. „Und da sind wir hier schon wirklich flexibel, da könnt ihr euch vorstellen, wie das sonst in Italien aussieht.“
Da Clara andere Freiwillige besucht, verbringe ich den Samstagabend alleine, telefoniere und koche – nur für mich, ein ungewohntes, aber nicht negatives Gefühl.
Und während dieser Woche kommt es mir immer wieder in den Kopf – es ist jetzt echt die vierte Woche, ich bin jetzt wirklich fast einen Monat hier. Unglaublich.
Ganz prima ,kann mich richtig rein versetzen.
Und Deine Empathie gefällt mir.
Lg Oma