Ich gehe verändert aus diesem Jahr heraus. Und ja, vorher sagen einem immer alle, dass so eine Erfahrung einen verändern wird, doch ehrlich gesagt habe ich selbst nur so halb dran geglaubt. Mit vielen Hoffnungen bin ich reingegangen – und nahezu alle haben sich erfüllt. Denn in vielerlei Hinsicht hatte ich ein wunderschönes Jahr, mit Wachstum und vielen neuen Erfahrungen und Erlebnissen. Doch der Reihe nach:
Italien als Land vermisse ich tatsächlich schon jetzt – drei Tage nach meiner Rückkehr. Denn es ist die Lebensart, die Art und Weise, wie mit Herausforderungen, Planänderungen und Schwierigkeiten umgegangen wird, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Die Denkweise, „dass das schon irgendwie alles wird“. Ein ziemlich krisenfester Optimismus und die Fähigkeit, mit allem fertig zu werden und umzugehen. Das ist unfassbar beeindruckend, und ich versuche, mir ein bisschen was davon mitzunehmen und zu behalten. Und in Italien wird all das auch noch begleitet mit einer unglaublichen Freundlichkeit und Selbstverständlichkeit, zu helfen, wodurch ich mich immer sehr wohl gefühlt habe. Doch anders als da, habe ich lange gebraucht, um mich an die Kommunikationsweise vieler Italiener*innen zu gewöhnen. Denn die ist sehr indirekt und wahnsinnig konfliktvermeidend, sodass ich ein bisschen gebraucht habe, um zu verstehen, was wann wie gemeint ist und mich dem auch in meiner Kommunikation anzupassen, um trotzdem rüberzubringen, was mir am Herzen lag. Als das noch nicht so gut ging, war ich manchmal wirklich verunsichert und konnte wenig mit Aussagen von Kolleg*innen anfangen, doch Stück für Stück und auch durch die Einordnung mancher – offener – Kolleg*innen wurde auch das dann besser. Doch abgesehen von diesem Punkt habe ich Italien in vielen Aspekten wirklich so wahrgenommen, wie ich es mir vorgestellt hatte: voller wunderschöner Orte, leckerem Essen und echter Herzenswärme.
Und so habe ich auch meine Arbeit in der Einsatzstelle größtenteils wahrgenommen – in der Sommerbetreuung wurden dann sogar die Aspekte der tollen Orte und des leckeren Essens noch erfüllt ; ) Ich wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen und besonders von meiner Tutorin verlässlich das ganze Jahr über begleitet. Sie war immer da als Ansprechpartnerin und hat mir mit so manchem Gespräch wirklich geholfen und mir Mut gemacht. In den verschiedenen Einsatzorten hatten wir immer ein/e Ansprechpartner*in, da habe mich unterschiedlich gut begleitet gefühlt, was aber eher auch den Umständen, z.B. kaum Zeit zur Vor- und Nachbesprechung, geschuldet war. Alles in allem haben aber wirklich alle versucht, mich so gut es ging mit einzubinden und zu begleiten. So konnte ich auch durchaus kleine eigene Ideen einbringen, zum großen Teil war das Programm aber gesetzt (bei Hausaufgabenbetreuung ist das mit dem Ideen einbringen eher schwierig). Trotzdem hatte ich den größten Teil der Zeit das Gefühl, wirklich helfen zu können, was wohl aber auch mit an meiner Sprachabilität lag. Ich glaube, dass ich für die Betreuung und auch die Hausaufgabenbetreuung wirklich eine Bereicherung war und zum Einen den Kolleg*innen ein bisschen Arbeit abnehmen konnte, zum anderen aber auch für die Kinder und Jugendlichen Ansprechpartnerin und Hilfe war. Insofern war ich während des Jahres schon eine Hilfe, im Sommer wurde das aber nochmal viel deutlicher. Denn da war die Verantwortung deutlich größer, aber dadurch auch mein Gefühl, helfen zu können. Auch durch die Sommercamps wurde ich sehr gut begleitet, die Kolleg*innen waren großartig und ich konnte auch in diesen 8 Wochen nochmal enorm viel lernen, wofür ich sehr dankbar bin.
Denn diese Sommercamps waren es auch, die die letzten drei Monate meines Freiwilligendienstes geprägt haben. Am Anfang war es eine große Umstellung, besonders was das Pensum und die Verantwortung anging. Doch diese Monate waren gleichzeitig oder vielleicht auch gerade deshalb die intensivsten und lehrreichsten des ganzen Jahres. Und so anstrengend es mitunter auch wirklich war, ich möchte sie trotzdem absolut nicht missen.
Gerade durch diese Monate habe ich so viel gelernt: ich bin noch selbstbewusster im Umgang mit den Kids und auch größeren Gruppen geworden, habe gelernt, mich besser durchzusetzen und bin klarer in meiner Kommunikation geworden. Denn das ist wohl das größte „re-learning“ des Sommers – dass die Kommunikation (auch) mit Kindern das „A“ und „O“ ist, es extrem wichtig ist, Grenzen zu setzen, aber mindestens genauso wichtig, diese zu erklären. Hierbei hat mir – wie auch schon während des ganzen Jahres – besonders der Austausch mit Kolleg*innen geholfen, um zu verstehen und auch das Verhalten von Kindern manchmal besser einordnen zu können. Denn dieses Gespräch zu suchen, fiel mir am Anfang des Jahres – auch aufgrund schon beschriebener Kommunikationsweisen – oft noch echt schwer, was im Nachhinein wohl auch insofern ungünstig ist, als das die Kolleg*innen manchmal nicht wussten, wie sie mir am besten helfen können. Also ist auch dieser Aspekt der Kommunikation wieder ein learning das durch dieses Jahr nochmal klarer wurde.
All diese Erkenntnisse würde ich auf jeden Fall auch zu den positiven Aspekten diesen Jahres zählen. Denn wie schon gesagt, bin ich unglaublich dankbar für diese Erfahrung und alles, was in diesem Jahr passiert ist. Abgesehen von der Arbeit und den kleinen besonderen Momente in der Beziehungsarbeit mit den Kindern, bin ich besonders froh über all die Reisen und Kontakte, die ich machen und knüpfen konnte. Damit haben sich alle Erwartungen, die ich mal hatte, definitiv übertroffen und ich würde es – unter leicht veränderten Bedingungen, was die Wohnsituation angeht – jederzeit wiedermachen.
Und so kann ich auch mit sehr gutem Gewissen alle zukünftigen Freiwilligen nur absolut in ihrer Entscheidung bestärken – ich kann es nur empfehlen und glaube, dass sehr viele Menschen daraus viel lernen und einen guten Beitrag für die Gesellschaft und den kulturellen Austausch leisten können.
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