Schon bei der Ankunft habe ich irgendwie gemerkt, dass ich in Italien bin; das Licht war wärmer, die Menschen lebendiger und die Berge haben mich einfach umgehauen. All das hat aber das Chaos in mir selbst nicht überdeckt, ich war überfordert und hing emotional immer noch ein bisschen in der Abschiedsstimmung. Doch all das hat meine Tutorin glaube ich gemerkt und auch deshalb habe ich mich bei ihr wohl sofort wohlgefühlt. Sie war von Anfang an eine wichtige Ansprechperson für mich und bei ihr und aber auch bei allen Kolleg*innen habe ich mich wirklich willkommen gefühlt. So waren auch die ersten Arbeitstage wirklich schön, mir wurde alles in Ruhe erklärt und ich hatte auch genug Zeit die Abläufe erstmal zu beobachten.
Diese ersten Wochen waren zum einen organisatorisch intensiv (zum Glück wurden wir aber bei allem offiziellen auch von unserer Tutorin begleitet) und zum anderen ein wirkliches Gefühlschaos. Ich habe sie aber eigentlich sehr schön in Erinnerung, dominiert von dem Gefühl, dass alles neu und aufregend ist und ich jetzt ein Jahr hier sein darf.
Stück für Stück habe ich dann mehr Kolleg*innen und Einsatzstellen kennengelernt, alles in einem für mich wirklich entspannten Tempo und immer mit meiner Tutorin im Hintergrund, an die ich mich jederzeit wenden konnte, was mir Sicherheit gegeben hat. Mit ihr haben wir dann auch über die Kulturunterschiede geredet, die mir tatsächlich oft gar nicht so groß vorkommen, abgesehen von der Lautstärke – die aber Lebendigkeit schafft – und der Kommunikation, die hier eher indirekt und vorsichtig ist, woran ich mich ein bisschen gewöhnen musste.
In puncto Gewöhnung kann ich auch die Wohnsituation nennen, bei der ich ein bisschen brauchte, um mich mit den Gegebenheiten und Zeiten der Mitbenutzung vertraut zu machen und was Kommunikation aller Seiten erforderte, aber auch hier waren alle wieder super nett und hilfsbereit. Und seit einer Weile fühle ich mich auch wirklich wohl in der Wohnung, sie ist schön groß und es gibt genug Platz sich aus dem Weg zu gehen – auch wenn ich mich mit meiner Mitbewohnerin echt gut verstehe und sehr froh bin, sie hier zu haben – da wir neben dem Zimmer, das wir uns teilen, auch noch ein Wohnzimmer haben, das zwar mitbenutzt wird, aber in dem ich außerhalb dieser Zeiten auch gerne bin – z.B. zum Lesen oder Serien schauen, wir haben hier nämlich inzwischen auch Wlan : ) Außerdem ist die Wohnung wirklich gut gelegen, ins Zentrum braucht man zu Fuß ca. 15 min und auch Parks sind sehr nah; ich kann generell alles zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machen (wir haben eine Jahreskarte für die ganze Region Trentino bekommen).
Die öffentlichen Verkehrsmittel brauche ich auch, um zu der Arbeit zu kommen, da Kaleidoscopio ein sehr weit verzweigtes Projekt ist. Neben den Zentren für Kinder und Jugendliche, die sie haben (aktuell kenne ich davon vier), gibt es auch noch zahlreiche für ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen, in denen ich aber nicht arbeite.
Meine Hauptaufgaben sind aktuell die Nachmittagsbetreuung der Kinder in den verschiedenen Standorten – teilweise auch in Nachbarorten von Trento. D.h. je nach Altersgruppe (zwischen 6 und 15 Jahren) verbringen wir die Nachmittage mit Spielen, Basteln oder Hausaufgaben machen.
All das macht mir wirklich großen Spaß, durch die verschiedenen Aktivitäten gibt es immer neue Dinge, auf die ich mich einstellen muss und die ich auch selbst noch lernen kann. Und auch die Kinder machen es mir wirklich leicht, sie sind alle super offen auf mich zugegangen und haben mich in die Gruppe integriert – genauso wie die anderen Betreuer*innen, mit denen die Zusammenarbeit großen Spaß macht und die auch alle meine Fragen bereitwillig beantwortet haben.
So war es meist so, dass ich am Anfang erstmal geguckt und beobachtet habe und dann Stück für Stück mehr eingearbeitet wurde, sodass ich jetzt auch schon eigene Projekte mit den Kindern machen kann. Gleichzeitig ist es aber auch schön zu wissen, dass ich mich für Unterstützung jederzeit an die anderen wenden kann, was auch dafür sorgt, dass ich mich besonders in der Einsatzstelle, in der ich jetzt bisher am meisten war, wirklich als Teil des Teams fühle.
Ein wichtiger Punkt dabei ist wohl auch die Sprache, die wohl zu gut für einen Sprachkurs war, es mir aber auch wirklich ermöglicht, auf der Arbeit und abseits dessen Kontakte zu knüpfen.
Neben all dem gab es natürlich auch schwierige Momente, wenn ich Freund*innen und Familie zuhause vermisse oder doch mal überfordert von dem „alleine leben“ bin, aber an das meiste habe ich mich schon gewöhnt und das Kontakthalten klappt mit den meisten so gut, dass ich auch sagen würde, bisher noch kein Heimweh gehabt zu haben – was am meisten wohl mich selbst überrascht : )
Denn es gibt einfach so viele Highlights, die oft kleine Momente sind: wenn ich von der Energie der Kinder angesteckt werde, alberne Spiele mitspiele oder ein schüchternes Kind mir zum ersten Mal ein kleines Lächeln schenkt. Aber auch die Stadt und Ausflüge in die Umgebung geben mir viel, die Region gefällt mir schon wirklich gut und ich fühle mich sehr wohl hier.
Ich freue mich auf die nächsten Monate und alles, was da noch kommen wird.
Tildimaus, das klingt alles toll. Danke, dass du uns so teilhaben lässt!
Ich freu mich immer auf den neuen Blog u.merke,mit welcher Freude u. Eifer Du die
Begebenheiten der Arbeits -u. Erholungs Tage schilderst
Du hast Dich eingelebt wie wir Älteren das immer ausgedrückt haben.
Ich bin immer wieder erstaunt,wie Du die Sprachbarrieren überwunden u. anscheinend ohne Probleme mit Deiner Tutorin u. den Dir anvertrauten Kindern und Jugendlichen kommunizieren kannst.
Ich bin ganz stolz auf Dich..